Viele Kinder kauen an den Fingernägeln. Was hinter der schmerzhaften Angewohnheit steckt und was dagegen hilft.

Zwar ist Meningitis in Deutschland selten. Unterschätzen sollte man die Krankheit aber nicht: Wenn Kinder oder Erwachsene an bakterieller Hirnhautentzündung erkranken, sollten sie sofort zum Arzt!
„Defeating Meningitis by 2030“ – dieses Ziel hat die Weltgesundheitsorganisation WHO verabschiedet, um die Hirnhautentzündung weltweit bis 2030 zurückzudrängen. Schon heute erkranken Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Deutschland nur selten an Meningitis. Der Grund ist einfach: Gegen die wichtigsten Krankheitserreger gibt es wirksame Impfungen.
Dennoch ist die Entzündung der Hirnhäute (Meningen) gefährlich und kann – unbehandelt – zum medizinischen Notfall werden.
Ursachen einer Hirnhautentzündung
Meningitis wird meist durch Viren oder Bakterien verursacht. In sehr seltenen Fällen stecken auch Ursachen wie Medikamente oder Autoimmunreaktionen hinter einer Hirnhautentzündung.
Virale Meningitis
Verschiedene Viren können eine virale Meningitis auslösen:
- Viren, die Masern, Mumps oder Windpocken zugrunde liegen
- Entero-, Herpes-, Grippeviren
- Epstein-Barr-Virus, das zu Pfeifferschem Drüsenfieber führen kann
- Coxsackie-Viren, zu denen die Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit zählen
- FSME-Virus, der durch Zecken übertragen wird
Virale Meningitis tritt häufiger auf, ist aber meist weniger schwerwiegend.
Bakterielle oder eitrige Meningitis
Deutlich gefährlicher ist eine bakterielle Meningitis, die in Deutschland mehrheitlich von Meningokokken-Bakterien ausgelöst wird.
Wird die bakterielle Hirnhautentzündung nicht schnell behandelt, wird sie zum medizinischen Notfall. Es kann zu einer Blutstrominfektion (Sepsis) kommen, die in schweren Fällen tödlich enden kann.
Achtung Ansteckung!
Da Meningitis ansteckend ist, ist die Übertragungsgefahr größer, wenn Menschen in einer hohen Anzahl zusammenleben. In Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten kann etwa das gemeinsame Benutzen von Besteck die Hirnhautentzündung verbreiten. Auch beim Husten oder Niesen können Erreger weitergegeben werden. Umso wichtiger ist es, auf Hygiene zu achten: Regelmäßiges Händewaschen und das Niesen in die Armbeuge reduzieren das Ansteckungsrisiko.
Werden die Krankheitserreger von Zecken oder Mücken übertragen, kann der Schutz vor Mückenstichen oder eine FSME-Impfung ein Infektionsrisiko verringern.
Gehen sogenannte Gruppe-B-Streptokokken vor oder bei der Geburt von der Vagina der Mutter aufs Neugeborene über, kann das ebenfalls eine bakterielle Hirnhautentzündung hervorrufen. Ist eine Erkrankung der Mutter bekannt, kann eine Antibiotika-Behandlung der Übertragung vorbeugen.
Risikogruppen
Fast 70 Prozent aller Meningitis-Fälle treten bei Kindern unter 5 Jahren auf. Am anfälligsten sind Kleinkinder in den ersten beiden Lebensjahren, weil ihr Immunsystem nicht stark ausgeprägt ist. Aber auch Jugendliche, Senioren und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko.
Symptome und Tests
Da sich die Hirnhautentzündung auf verschiedene Art und Weise zeigen kann, ist sie oft schwer zu identifizieren:
Anzeichen bei Erwachsenen
Intensiver Kopfschmerz ist bei Erwachsenen das häufigste Symptom einer Erkrankung und tritt in über 90 Prozent aller Fälle einer bakteriellen Meningitis auf. Begleitet wird der Kopfschmerz von Nackensteifigkeit, dem sogenannten „Meningismus”. Auch Abgeschlagenheit, Übelkeit und Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und Verwirrtheit weisen auf eine Erkrankung hin. Treten zudem kleine rote Punkte auf der Haut auf, weist das auf eine Meningokokken-Meningitis hin.
Symptome bei Kleinkindern
Zu den ersten Symptomen bei Babys und Kleinkindern zählen
- plötzliches, hohes Fieber; bei Babys unter 3 Monaten sind das bereits Temperaturen von ab 38° C.
- Trinkschwäche
- Auffallende Müdigkeit
- Reizbar- oder Teilnahmslosigkeit
- Bauchschmerzen, Krampfanfälle und schrilles Schreien
- eine nach vorn gewölbte Fontanelle, also die mit Haut und Bindegewebe bedeckte Knochenlücke am Schädel
Verdacht auf Meningitis, was nun?
Schon beim geringsten Verdacht einer Meningitis sollten Betroffene sich ärztlich untersuchen lassen, um die typischen Anzeichen einer Meningitis abzuklären.
Besteht nach der Diagnose der Verdacht auf eine bakterielle Meningitis, wird die umgehende Überweisung ins Krankenhaus notwendig. Dort wird schnell Blut abgenommen, um festzustellen, wie hoch die Entzündungswerte sind und ob sich Erreger im Blut befinden, über die diese zu den Hirnhäuten gelangen können.
Eine weitere wichtige Diagnosemethode ist eine Nervenwasserentnahme im Bereich der Lendenwirbelsäule, die Lumbalpunktion. Dabei wird mit einer Nadel eine Probe aus dem unteren Rückenbereich der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit entnommen und im Labor untersucht, um eine virale oder bakterielle Infektion zu erkennen.
Auskunft liefern zudem bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie oder eine Kernspintomografie (MRT, Magnetresonanztomografie). Sie können Hinweise geben, woher der Erreger ursprünglich kam.
Die Behandlung
Je nach Ursache ist die Behandlung der Meningitis unterschiedlich.
Behandlung einer viralen Meningitis: Eine virale Hirnhautentzündung heilt im besten Fall von selbst aus. Der Betroffene muss sich nur schonen und ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. In schweren, sehr seltenen Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein. Dort wird die virale Meningitis mit regelmäßiger intravenöser Flüssigkeitszufuhr und antivitalen Medikamenten behandelt.
Behandlung einer bakteriellen Meningitis: Wenn Bakterien die Hirnhautentzündung auslösen, muss diese schnell im Krankenhaus behandelt werden. Dort wird die Infektion stationär mit einer Antibiotika-Therapie bekämpft. Auch kommt es vor, dass Betroffene mit einer bakteriellen Meningitis sofort isoliert werden. Bei der Quarantäne handelt es sich um eine Schutzmaßnahme, die die Ausbreitung der Bakterien verhindern soll. Deshalb müssen sich auch Kontaktpersonen der Erkrankten isolieren, wenn sie in einem Haushalt mit ihnen leben.
Potenzielle Spätfolgen
Wird eine Meningitis nicht rechtzeitig behandelt, kann das schwerwiegende Folgen nach sich ziehen: Bleibende Schäden des Gehörs und der Ohren sind keine Seltenheit. Neben Hörverlust können Tinnitus – ein ständiges Ohrgeräusch, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen die Lebensqualität verschlechtern. Weitere Spätfolgen können Epilepsie und Beeinträchtigungen der Psyche oder des Verhaltens sein.
Vorbeugung
Die gute Nachricht ist, dass gegen die meisten Meningitis-Erreger wie Pneumokokken, Masern, Mumps und Windpocken sowie Haemophilus Influenza ein Impfstoff existiert. Diese Impfungen werden von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) für alle Kinder innerhalb der ersten 14 Monate empfohlen, um das Risiko einer bakteriellen Hirnhautentzündung deutlich zu senken.
Ab einem Alter von 12 Monaten rät die STIKO zudem zu einer Impfung gegen Meningokokken B und C. Wird dieser Impftermin verpasst, sollte die Impfung bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Angeraten wird die Meningokokken B-Impfung zudem Menschen mit Immunschwäche, Reisenden in Risikogebiete und gefährdetem Laborpersonal sowie bisher ungeimpften Kontaktpersonen von Erkrankten.
Kosten der Meningokokken B und C-Impfung
Die Kosten für eine Meningokokken B und C-Impfung werden von allen Krankenkassen bezahlt. Bei Fragen wenden Sie sich gern an Ihre Arztpraxis oder Apotheke.
Michael Feistner,
